Heimliches Hovern hilft - Ein Besuch bei EasyCopter in der Schweiz
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Daß die Schweiz stets eine Reise wert ist, dürfte wohl hinlänglich bekannt sein und dies aus vielerlei Gründen. Für hubschrauberbegeisterte - Fußgänger wie Piloten gleichermaßen - gibt es nun einen weiteren: Das in Root/Perlen ansässige Unternehmen EasyCopter, wo man etwas findet, das mancher vielleicht schon lange gesucht hat.
Dort läßt sich die wohl edelste Fähigkeit von Hubschraubern lernen: Der Schwebeflug. Mit einem von Augusto Cicaré entwickelten Trainer läßt sich auf sicherem Boden das Hovern mit allen Steuer-Funktionen eines Hubschraubers trainieren (Kollektivhebel mit Drehgas, Pedale und Cyclic-Stick).
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Wer aus den verschiedensten Gründen schon immer einmal daran gedacht hat, das Hovern als solches und unabhängig vom sonstigen Schulungsprogramm für den Hubschrauber-Flugschein zu üben, war bisher gezwungen, zumindest eine oder mehrere nicht eben preiswerte Schnupperstunden zu buchen. Zwar lassen sich diese normalerweise auf eine regelrechte Ausbildung zum Hubschrauberpiloten an- und verrechnen, doch gibt es eine nicht geringe Zahl von Interessenten, die gar nicht einmal beabsichtigen, den privaten Helicopterschein zu machen. Vielmehr wollen diese - mit dem Motiv persönlicher Leidenschaft zu Hubschraubern - einmal erleben, "wie das denn so geht" und "wie schwierig das denn in echt ist". Manche verfügen über Erfahrungen mit Flugsimulatoren am Computer, fliegen Modellhubschrauber oder beschäftigen sich gar mit der realen Fliegerei, indem sie Gleitschirme, Drachen, Ultraleicht- oder Segelflugzeuge u.a. fliegen.
Doch diese sagenumwobene Fähigkeit von Hubschraubern, in der Luft anhalten und auf der Stelle stehenbleiben und sogar seit- oder rückwärts fliegen zu können, wird landläufig als die größte Herausforderung an die Geschicklichkeit des Piloten dargestellt und daher ist es nicht verwunderlich, daß sich mancher gerne eben dieser Herausforderung gestellt hätte, würde es denn eine geeignete Möglichkeit hierzu geben.
Genau dies und mehr bietet EasyCopter an, auf dessen Gelände sich gleich zwei solcher Cicaré SVH-3 Hubschraubertrainer finden; ein weiterer ist im mobilen Einsatz.

Die Funktion des SVH-3 Hubschraubertrainers:
Wesentlich für den Realitätsgrad dieses Trainers ist, daß es sich um einen richtigen Hubschrauber handelt, der gesteuert werden will. Keine Softwaresimulation mit zum Teil abstrusem Verhalten des Helicopters (MS) und auch keine Spielzeug-Joysticks mit eingebauten Rüttelmotoren vermitteln dem Trainierenden ein wahrhaft echtes und dreidimensionales Fluggefühl, sondern die Vibrationen eines Zweiblatt-Hauptrotors und eines ebenfalls zweiblättrigen Heckrotors, angetrieben von einem gleichsam nicht allzu ruhigen Kolbenmotor.
Hauptbestandteil des SVH-3 ist der einsitzige CH-7 Leichthubschrauber, den der argentinische Hubschrauberkonstrukteur Augusto Cicaré als Weiterentwicklung seines CH-6 schon 1991 erstmals geflogen hatte.
Den zweiten Teil bildet ein Rahmen, der um seine Hochachse drehbar auf einer mit Rollen versehenen Plattform montiert ist. In diesen Rahmen ist der CH-7 in seinem Schwerpunkt mittels eines kardanischen Elements aufgehängt, sodaß der Hubschrauber innerhalb gewisser Grenzen frei pendeln kann.
Die senkrechten Seitenstützen des Tragerahmens sind teleskopisch aufgebaut, sodaß der Hubschrauber mittels des eigenen Rotorauftriebs bis zu einem Meter hochsteigen kann. Im unteren Querteil des Rahmens befindet sich ein Druckluftbehälter, der Zylinder in den Seitenträgern versorgt. Je nachdem, wie hoch der Druck ist, erfährt der Hubschrauber beim Aufsteigen mehr oder weniger Reibung durch die Kostruktion. Mit maximalem Druck hebt er praktisch ungebremst ab und reagiert auf Steuereingaben am Kollektivhebel so direkt, wie das "freifliegende" Modell CH-7.


Bericht von der EasyCopter Schweizermeisterschaft 2003
(easysm.wmv - 59 MB - 12 Minuten)


Die Steuerung des EasyCopters (SVH-3) erfolgt wie bei jedem anderen Hubschrauber auch mittels entsprechender Steuerorgane: Zur Regelung der Drehzahl von Motor (und Rotor) und zum Abheben und Höhe halten der Kollektivhebel, zum Ausgleich des Motordrehmoments und zum Drehen des Hubschraubers um die Hochachse die Pedale und zum Neigen der Rotorblattebene in die gewünschte Flugrichtung der Stick für die zyklische Steuerung.

Es gibt keinen Drehzahlregler (Governor), sodaß der Pilot die hohe Schule des Drehzalregelns ganz klassisch erlernen muß. Doch hierzu bietet der SVH-3 Trainer Hilfsmethoden, die auf einzigartige Weise diesen anfänglich sehr schwierigen Prozeß erleichtern.

Zu Beginn der Ausbildung wird die untere Plattform durch Schrauben blockiert und sie kann sich dann nicht mehr (ungewollt oder gewollt) von der Stelle bewegen. Auf diese Weise ist es nun möglich, zunächst nur das Abheben auf der Stelle und das entsprechende Ausgleichen des Drehmoments mit den Pedalen zu üben. Der Cyclic Stick hat in diesem Zustand keine Wirkung. Trotzdem wird natürlich vom Instruktor darauf geachtet, daß - nach vorheriger theoretischer Einweisung - keine unnötigen und schon gar nicht grobe Steuereingaben auf den zyklischen Knüppel gemacht werden.

Später im Verlauf der Ausbildung werden die Schrauben gelöst und nun läßt sich der EasyCopter mittels des Cyclic Sticks in jede Richtung "fliegen", also auf der mit dem Rahmen befestigten Plattform fahren. Dies geschieht aus rein aerodynamischer Kraft, die von den Rotorblättern erzeugt wird.

Vergleicht man den EasyCopter mit dem "freifliegenden" CH-7, so besteht der spürbare Unterschied in der Notwendigkeit, mit dem Stick größere Bewegungen machen zu müssen und zugleich ein gewisses Trägheitsmoment zu berücksichtigen. Dies rührt daher, daß die Rollenplattform zunächst in die Bewegungsrichtung beschleunigt und dann auch in Kurven mitgezogen werden muß. Beim Abbremsen erfordert die Basis ebenfalls etwas zusätzliche Steuer-Kraft, um zum Stillstand zu kommen.

Hier reagiert der freifliegende Hubschrauber direkter und benötigt auch nur kleinere Impulse am Stick. Die weiteren Steuerorgane (Kollektiv und Pedale) werden von solchen EasyCopter-Piloten, die "frei" fliegen, als normal empfindlich beurteilt (z.B. Robinson R 22).

Entscheidender Vorteil dieses Trainers ist laut Aussage aller, die es mit dem EasyCopter bereits aus den verschiedensten Gründen versucht haben, daß einem im Grunde "nichts passieren" kann. Durch die stufenweise Ausbildung findet eine Hinführung zur kompletten Steuerung des Hubschraubers statt, die den Trainierenden Sicherheit vermittelt und anfangs durchaus anzutreffende Angstgefühle abbaut.

Insbesondere die zunächst erfolgende Beschränkung nur auf das (Dreh-)Gasgeben und aufbauen der richtigen Drehzal zum Abheben und die korrespondierende Arbeit mit den Pedalen führt dazu, daß der Schwebeflug in bedeutend kürzerer Zeit beherrscht wird, als bei der konventionellen Methode. Während hier bis zu zehn und mehr Stunden benötigt werden, bis sich der Schüler den Schwebeflug "erobert" hat, läßt dieses Erfolgserlebnis beim EasyCopter zwischen einer und selten mehr als drei Stunden auf sich warten.

Eine weitere Spezifikation des SVH-3 Trainers bietet die Möglichkeit, bestimmte Gefahrensituation ohne Gefahr zu üben: Motorausfall beim Hovern, Windeinfluß und Störungen im System der Steuerstangen. Mittels einer Fernsteuerung kann der Instruktor die Motorzündung ausschalten und/ oder Elektromotoren aktivieren, die auf die Steuerstangen der Pedale einwirken. Der Schüler kann so wieder und wieder derartige Grenzsituationen üben, ohne Gefahr zu laufen, daß der Hubschrauber hierbei eine Beschädigung erfahren könnte.

Sollte zu Beginn der Schulung der angehende EasyCopter-Pilot doch einmal durch überdosierte Steuereigaben den Trainer zu stark aufschaukeln, kann der Instruktor hier dem im Zweifel - wenn auch ungewollten aber dennoch - unkontrollierten Zustand durch ferngesteuertes Motorabschalten ein Ende setzen. Der EasyCopter würde dann in seinem Trage-Rahmen zu Boden sinken und der Schüler wäre von seinem aktuellen Problem befreit.

Und noch eine weitere Möglichkeit der Kontrolle durch den Instruktor bietet die Fernsteuerung: Eine digitale Anzeige der Rotor-Drehzahl zeigt ihm, inwieweit der Schüler seine Fähigkeit im Laufe der Ausbildung verfeinert, die Umdrehungen des Rotors im entsprechenden grünen Bereich zu halten. Durch ständigen Funkkontakt kann der Instruktor dem Schüler Anweisungen geben und sofort eine Rückmeldung durch die Drehzal-Anzeige seines Displays erhalten.

Regional ansässige Hubschrauberfluglehrer empfehlen daher auch Neuanfängern die Teilnahme an Schulungseinheiten auf diesem Trainer.

Hier lassen sich verschiedenen Möglichkeiten in Anspruch nehmen, die EasyCopter anbietet. Von Einzelstunden bis zum kompletten Kurs über vier Halbtage mit anschließender EasyCopter-Lizenz sollte das Angebot für jedes individuelle Bedürfnis etwas in petto haben. Für Flugschüler, die beabasichtigen, ihren Schweizer Hubschrauberschein zu machen, besteht die Regelung, daß bis zu fünf Stunden Schulung auf dem EasyCopter von der entsprechenden Luftfahrtbehörde (BAZL) als nachzuweisende Stunden anerkannt werden.

Auf den Internetseiten von EasyCopter finden sich weitergehende Informationen (Kursprogramm, Preise, Telefonnummern, Anschrift etc.) und es lohnt sich, einen Abstecher dorthin zu machen, falls man gerade in der Nähe von Luzern vorbeikommen sollte. Die Mitarbeiter sind sehr angenehm und zuvorkommend und verleihen dem Begriff Servicefreundlichkeit eine besondere Qualität (Didi). Kurz, der EasyCopter ist - neben vielen anderen - ein weiterer Grund für einen Schweizbesuch.